NACH PROTEST DER FCZ-FANS: FUSSBALLKLUBS SOLLEN MEHR ZAHLEN MüSSEN

Mit einem Marsch durch Zürich haben 2000 FCZ-Fans gegen eine Kurvensperre protestiert – und damit auch den Verkehr behindert. Politikern reisst allmählich der Geduldsfaden. Und sie wollen vermehrt die Vereine in die Pflicht nehmen.

Es kam zu grösseren Verkehrsbehinderungen, die Protestaktion von rund 2000 Fans des FC Zürich am Sonntag beim Hauptbahnhof blieb aber friedlich. Dennoch kommt die Demo gegen die Sperrung der Südkurve bei Stadtzürcher Politikern nicht gut an.

Deutlich wird SVP-Gemeinderat Samuel Balsiger: «Gewalttätige Fussballchaoten nehmen die Bevölkerung in Geiselhaft.» Es sei richtig, hier mit harten Massnahmen durchzugreifen. «Auch wenn sich die Fans gegen Kollektivstrafen wehren, es ist wichtig, auf Kurs zu bleiben und nicht einzuknicken.» Denn: Ohne Fangewalt wären die Massnahmen gar nicht nötig.

«Gibt keinen Grund, dass die Stadt dem FCZ noch entgegenkommt»

FDP-Gemeinderat Andreas Egli ärgert sich auch über den FCZ und dessen Präsident Ancillo Canepa. Dieser reagiere auf Ausschreitungen immer sehr salopp und sehe keinerlei Handlungsbedarf. «Für mich gibt es daher keinen Grund, dass ihm die Stadt auch noch entgegenkommt», sagt der Präsident der Sicherheitskommission.

Im Gegenteil: Der Verein soll für Chaoten büssen. «Der heutige Kostendeckel für polizeiliche Aufwände sollte angehoben werden.» Zürich kennt nämlich einen Kostendeckel von 500’000 Franken pro Klub. Der FCZ müsse spüren, «wenn er Chaoten einfach machen lässt». Es fehle ihm die Bereitschaft, deeskalierend zu wirken, findet Egli: «Sonst schafft es Canepa noch, dass das neue Stadion tatsächlich nicht gebaut wird.»

Tatsächlich winkt FCZ-Präsident Ancillo Canepa (70) auch jetzt ab. «Dass in der Schweiz Demonstrationen erlaubt sind, ist allgemein bekannt», betont er. Dass auch Fussballfans von diesem Recht Gebrauch machen, sei legitim. Davon, dass Fan-Proteste künftig den Klubs in Rechnung gestellt werden, hält er nicht viel. «Wir werden uns die angekündigte Rechnung anschauen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden», so Canepa.

«Mein Geduldsfaden wird immer dünner»

GLP-Politikerin Christine Huber sieht das Kaskadenmodell zwar kritisch, weil Kollektivstrafen immer auch Unbeteiligte treffen. «Allerdings wird auch mein Geduldsfaden als Anwohnerin mit der Südkurve und Canepa immer dünner – vor allem, wenn sich die Fans so übertrieben in Szene setzen, wie am Sonntag», hält sie fest. Es könne nicht sein, dass sie damit ÖV und Autoverkehr einschränkten und andere Leute blockierten.

Zürich steht mit dem Fan-Problem nicht alleine. In Bern aber kämen zumindest höhere Kosten auf die Klubs zu, stellt Sicherheitsdirektor Reto Nause (52) klar: «Wir haben ein Abgeltungsmodell, das sich am Aufwand orientiert.» Das könne auch für andere Städte ein Vorbild sein, sagt er mit Blick auf Zürich. «Auslöser für zusätzliche Massnahmen ist immer Gewalt. Je nachdem, welche Schwelle erreicht wird, fallen die Massnahmen härter aus», so Nause. «Nichts tun, geht nicht!»

Für die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (44) war es absehbar, dass sich Teile der Fussballfans in Zürich gegen die Massnahmen stellen. Eine Verhärtung der Fronten sollten aber alle vermeiden. «Das darf aber nicht heissen, dass wir bei Gewaltdelikten untätig wegschauen und die Hände in den Schoss legen.» Wichtig sei: Die Massnahmen richteten sich nur gegen die Gewalt im Umfeld des Fussballs. «Hier sollten wir – Fans, Vereine, Liga und Behörden – ein gemeinsames Ziel haben», so die Liberale.

Modell soll präventiv wirken

Die Zürcher Stadträtin Karin Rykart (53) hält fest, dass die Situation in Zürich friedlich blieb. Die Kurvensperrung im Spiel vom Sonntag erfolgte, nachdem FCZ-Anhänger in Genf mit massiver Gewalt gegen Polizeikräfte vorgegangen waren und in Kauf genommen hatten, diese zu verletzen. «Wir sind uns bewusst, dass Massnahmen wie eine Kurvensperrung keine perfekte Lösung darstellen», sagt sie. Trotzdem sei das Kaskadenmodell wichtig, denn es beinhalte einheitliche Regeln und sorge für Transparenz. Man erhoffe sich vom Modell eine präventive Wirkung gegen Gewalt und Ausschreitungen. «Die Gewalttäter sollen dazu bewegt werden, ihr Verhalten zu ändern.»

Am Montag konnte das Sicherheitsdepartement die Kosten für den Einsatz noch nicht beziffern. Die Stadtpolizei Zürich kann solche Kosten dem FCZ grundsätzlich verrechnen. Es besteht eine Vereinbarung, nach der die ersten 200 Stunden eines Polizeieinsatzes zur polizeilichen Grundversorgung gehören, die von der Öffentlichkeit getragen wird. Einsatzstunden, die darüber hinausgehen, werden zur Hälfte dem Klub in Rechnung gestellt. Bis der derzeit geltende Kostendeckel erreicht ist.

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