MARCEL HIRSCHER PLANT COMEBACK IM ORANJE-DRESS

Im alpinen Ski-Weltcup bahnt sich die nächste spektakuläre Rückkehr an. Nach Lucas Braathen will auch Marcel Hirscher unter neuer Flagge wieder Rennen fahren. Der ÖSV stimmt dem Nationenwechsel zu.

Vorerst wurde es als wildes Gerücht abgetan. Der Glaube an den Wahrheitsgehalt der Meldungen fehlte, die Medien in Österreich verbreitet hatten. Marcel Hirscher zurück im Weltcup - was soll das denn? Auf Fragen wie diese folgte bestenfalls ein müdes Lächeln.

Doch die Zweifler wurden eines Besseren belehrt. Es blieb nicht lange ein Gerücht. Schon Stunden später herrschte Gewissheit: Marcel Hirscher meint es ernst. Vertreter von Ski Austria, wie sich Österreichs Skiverband nunmehr nennt, und von Van Deer-Red Bull, der Skifirma des Salzburgers, bestätigten das Ansinnen in einem online geführten Gespräch mit den Medien. Später bezog auch Hirscher selber Stellung zu seinen Plänen. "Ich hätte gerne die Möglichkeit, ab und zu Rennen zu fahren. Einfach deshalb, weil es mir Spass macht." Starten will er in Zukunft nicht mehr für sein Heimatland, sondern für die Niederlande, das Geburtsland seiner Mutter.

Gemäss Christian Scherer, dem Generalsekretär von Ski Austria, möchte "Hirscher sporadisch wieder ins Renngeschehen eingreifen". Dem Wunsch nach einem Nationenwechsel würden sie im Verband auch "als Wertschätzung für seine Verdienste für den ÖSV nachkommen und den Entscheid respektieren". Hirscher wiederum legte die Gründe für seine angedachte Rochade vor. "Die Zukunft im ÖSV gehört den jungen Athleten. Deshalb will ich nicht, dass meinetwegen Ressourcen gebunden, Ausnahmeregeln aufgestellt oder Startplätze freigehalten werden. Mein neues Projekt ist in Holland einfacher umzusetzen."

Bei Ski Austria haben sie schnell gehandelt. Das erforderliche Schreiben mit der Zusage für eine Freigabe Hirschers haben sie bereits verfasst. Nun liegt der Ball beim FIS-Vorstand, der an seiner nächsten Sitzung über die Änderung der Lizenzregistrierung entscheiden wird. Wenn alles nach Plan verläuft, wird Hirscher bald im Riesenslalom und im Slalom in FIS-Rennen an den Start gehen. Soviel hat Toni Giger, beim Unternehmen Van Deer als Rennchef angestellt, verraten. Weltcup-Einsätze seien aufgrund einer zu hohen Startnummer allerdings "schon sehr weit weg".

Einstieg auf FIS-Ebene

Giger war generell darum bemüht, die mit Sicherheit entstehende hohe Erwartungshaltung zu dämpfen. "Die Rennen, die Marcel bestreiten wird, sind keine Rennen, die im Fernsehen übertragen werden", sagte der einstige Cheftrainer des ÖSV weiter. Es sei "ein Einstieg auf FIS-Ebene, nicht mehr und nicht weniger". Gleichzeitig verhehlte Giger aber auch nicht, dass Hirschers Rückkehr "ein toller Impuls für den Skisport" sei. "Die hauptsächliche Motivation ist in der Tat, dass er einfach Lust hat, Rennen zu fahren, und diese Sportart mit Haut und Haaren betreibt. Das Weitere wird sich dann ergeben."

Marko Pfeifer, der Chefcoach der Männer-Equipe im ÖSV, traut Hirscher einiges zu. Der Kärntner glaubt, dass der einstige Dominator wieder in der Weltspitze Fuss fassen wird. "Marcel muss halt schauen, schnellstmöglich mit der Startnummer nach vorne zu kommen, um dann auch im Weltcup konkurrenzfähig zu sein. Das kann sehr schnell gehen."

Hirscher hatte seine grossartige Karriere vor fünf Jahren als achtfacher Gewinner des Gesamtweltcups beendet. 67 Weltcup-Siege und insgesamt 138 Podestplätze hat er in seiner Bilanz stehen. Dazu ist er mit sieben Titeln und vier Silbermedaillen der erfolgreichste WM-Teilnehmer der Geschichte. Neben den acht grossen Kristallkugeln hat er in seiner Trophäensammlung auch je sechs für die Siege in der Riesenslalom- und der Slalom-Wertung stehen. Olympia-Gold hat er vor sechs Jahren bei den Spielen in Pyeongchang im Riesenslalom und in der Kombination gewonnen.

Nach seinem Rücktritt war Hirscher im Ski-Weltcup eher im Hintergrund tätig. Er gründete mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Red Bull die Skifirma Van Deer, die mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei Spitzenkräfte ausstattet.

Trainings mit Braathen?

Braathen, der erste prominente Rückkehrer mit Blick auf den kommenden Winter, hat seine Absichten im März verkündet. Der Landsmann von Kristoffersen und Haugan fährt in Zukunft für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Womöglich ergeben sich für die zwei Rückkehrer Synergien. Gemäss Patrick Riml, der die von Red Bull unterstützten Alpinen betreut, wird eine mögliche Trainingspartnerschaft geprüft. Hirscher würde dannzumal auf einen weiteren alten Bekannten treffen. Sein langjähriger Weggefährte Mike Pircher ist nunmehr im Team von Braathen tätig.

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